Fair-Isle-Stricktechnik
Das Fair-Isle-Stricken mit seinen wunderschönen Mustern und Farben fasziniert mich seit einiger Zeit sehr und deshalb habe ich mich intensiv mit der Fair-Isle-Stricktechnik beschäftigt. Durch den ständigen Wechsel der Farben hat diese Art des Strickens anfangs auf mich extrem kompliziert und sehr anspruchsvoll gewirkt – aber inzwischen bin ich davon überzeugt, dass wirklich jeder, der Freude am Stricken hat und Farben liebt, diese Technik ohne große Probleme erlernen kann.
Grundsätzlich ist es sogar so, dass man für das zweifarbige Fair-Isle-Stricken gar keine besondere oder völlig neue Stricktechnik erlernen muss. Es werden meist ausschließlich rechte Maschen in Runden gearbeitet – und das mit nur zwei „aktiven“ Garnfarben, nämlich einer Grund- und einer Musterfarbe.
Traditionelle Fair-Isle-Muster haben in der Regel nicht mehr als zwei oder höchstens drei aufeinanderfolgende Maschen derselben Farbe. Denn viele aufeinanderfolgende Maschen einer Farbe würden ja gleichzeitig einen sehr langen Strang der anderen Farbe auf der Rückseite bedeuten. Darin könnte man sich später beim Anziehen verhaken. Außerdem wäre das Strickergebnis ohne das Verweben der kurzen Fäden nicht so gleichmäßig. Das bedeutet: Um zu vermeiden, dass die „losen“ Stränge über mehr als drei bis fünf Maschen laufen, fängt man das Garn mit einer Masche auf, ohne dass dies auf der Vorderseite sichtbar wird. So ergibt sich ein ganz gleichmäßiges Strickbild.
Es gibt unterschiedliche Techniken, wie man die verschiedenen Fäden gleichzeitig halten kann, so dass man nicht dauernd umständlich die Farben wechseln muss. Traditionellerweise werden die Fäden auf der rechten und der linken Hand geführt. Es ist aber auch möglich, beide Garnfarben mit zwei verschiedenen Fingern einer Hand zu halten oder sogar auf nur einem bevorzugten Finger. Letztlich spielt es überhaupt keine Rolle, für welche Technik man sich entscheidet – wichtig ist nur, sich überhaupt zu entscheiden, denn nur dann kann man die Farben konstant halten, um so wiederum eine gleichmäßige Farbdominanz zu erreichen.
Bei der traditionellen Fair-Isle-Stricktechnik wird das komplette Modell in Runden gestrickt. Auf diese Weise erspart man sich die Rückrunden, die aufgrund der auf der Rückseite verlaufenden losen Stränge einfach sehr mühselig zu bewerkstelligen wären. Der ganze Körper wird also ohne Unterbrechung komplett rechts gestrickt, wodurch sich zwei große Vorteile ergeben: Erstens geht das reine Rechts-Stricken viel schneller und zweitens kann man ungehindert die Musterfolge erkennen.
Weil man aber bei Pullovern oder Jacken natürlich Öffnungen für beispielsweise die Ärmel braucht, wird hier mit einer besonderen Technik gearbeitet, nämlich dem „Steeken“. „Steek“ ist ein schottisches Wort und heißt so viel wie „schließen“ (zum Beispiel eine Tür oder ein Gatter). Sobald der Körper des Pullovers fertiggestellt und die Schulternaht geschlossen ist, werden die Steeks um die Armloch-Öffnungen und den Halsausschnitt angelegt.
Sobald der Körper des Pullovers fertiggestellt und die Schulternaht geschlossen ist, werden die vorher gesondert markierten Steek-Maschen um die Armloch-Öffnungen und den Halsausschnitt mit Häkelkanten oder der Nähmaschine gesichert. Anschließend werden die Steeks – nicht erschrecken – aufgeschnitten, was wirklich völlig ungefährlich ist, zumindest – wenn man auch tatsächlich die empfohlene Wolle verwendet. Aus den dabei entstandenen Öffnungen werden neue Maschen aufgenommen, mit denen der Ärmel dann nach unten in Richtung des Bündchens wieder in rechten Runden gestrickt wird. In gleicher Weise wird mit dem Halsausschnitt verfahren.
Eine sehr wichtige Empfehlung möchte ich an dieser Stelle noch anbringen. Wenn ihr ein größeres Modell stricken wollt, dann müsst ihr – und zwar bevor ihr ernsthaft startet – unbedingt eine rund gestrickte Maschenprobe anfertigen und diese auch waschen. Ich gebe zu, dass das extrem langweilig und vollkommen unbefriedigend ist – aber wenn eure Maschenprobe nicht mit der Anleitung übereinstimmt, dann strickt ihr möglicherweise eine komplett andere Größe als ihr euch vorgenommen habt. Denn durch die vielen Spannfäden, die sich nach dem Waschen (blocken) entspannen, hat man eine viel höhere Größenabweichung als bei einem einfarbigen Strickstück. Eine elegante Möglichkeit, ist es ein kleineres Modell zu stricken, wie zum Beispiel Armstulpen oder sogar eine Mütze und am gewaschenen Stück die Maschen auszuzählen.